Ausflug an die Universität

Ausflug an die Goethe Universität – der Chemie-LK auf den Spuren der „realen Chemie“

„Der Chemie-LK macht morgen einen Ausflug“, heißt es am Vortag noch in einigen Kursen. So kurz vor dem Abi? Ist das denn nicht verschwendete Zeit, die man viel sinnvoller zum Lernen nutzen könnte? Ganz im Gegenteil! Es handelt sich nicht um einen belanglosen Ausflug, so etwas gibt es im Chemieunterricht so oder so nicht, sondern um einen Exkurs an die Goethe-Universität.

Morgens um kurz nach acht versammelt sich der Chemie-LK von Frau Michael auf dem großen Unigelände des Riedberg-Campus. Schon das Herfinden ist von Herausforderungen gekennzeichnet, da sich über die Jahre immer mehr Gebäude zu dem ehemals alleinstehenden Chemie-Zentrum dazugesellt haben. Auf dem Riedberg, ursprünglich etwas abseits gelegen, sind heute zahlreiche Gebäude zu finden. Von Biologie über Chemie zu Physik bietet der Riedberg-Campus eine breite Vielfalt der naturwissenschaftlichen Fachgebiete. Begleitet sind die Institute von den Studentenwohnheimen, sodass es tatsächlich etwas braucht, um sich auf dem großen Gelände zu orientieren.

Der Uni-Tag beginnt mit einer Vorlesung über NMR-Spektroskopie. Herr Professor H. Schwalbe hat sich extra für unseren Chemie-LK Zeit genommen, da eigentlich gerade vorlesungsfreie Zeit ist. Umso persönlicher ist dann jedoch der knapp zweistündige Vortrag. Herr Professor H. Schwalbe lässt sich trotz striktem Zeitplan nicht aus der Ruhe bringen und geht auf den Lernstand der Gruppe ein. Dieser darf keineswegs unterschätz werden! Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Wissen man während seiner Schulzeit ansammelt. So viel, dass man als Q4-Schülerin schon ohne große Probleme einer Uni-Lesung folgen kann.
Der NMR-Spektroskopie-Vortag begeistert besonders, da er verschiedene Themenbereiche aus der Schule verknüpft. Jetziger Stoff aus dem Physik-Unterricht findet sich beispielsweise ebenfalls im Vortrag wieder. Es wird einem wunderbar vor Augen geführt, wie groß das eigene Verständnis schon ist. So fragt sich die ein oder andere vielleicht gelegentlich im Unterricht, wozu man das alles denn lernt? Hier ist die Antwort: für´s Leben.
Herr Schwalbe macht dies ebenfalls an einem persönlichen Beispiel deutlich, er berichtet von der Magnetresonanztomographie, oder auch kurz MRT. Ein unverzichtbarer Gegenstand der Medizin und wir können ihn mit Hilfe unserer Chemiekenntnisse verstehen. Genau dieses tiefere Verständnis von scheinbaren Alltagsphänomenen und -begebenheiten ist es, was begeistert.

Eben diese Begeisterung für Chemie teilen auch zwei ehemalige Schüler*innen von Frau Michael. Sie sind beide an der Goethe-Universität tätig. Nathalie Meiser promoviert gerade, während Dr. Jan Ferner als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität arbeitet. Beide bringen den Schülerinnen den Uni-Alltag näher und berichten von ihren Erfahrungen aus dem Chemie-Studium. Besonders faszinierend ist die breite Vielfalt, die es in Bezug auf Chemie und spätere Lebenswege gibt. Wichtig sind ihrer Meinung nach auch die Lehrkräfte, die so bedeutend sind, um Chemie zu vermitteln. Ohne das Entfachen einer Chemie-Begeisterung zu Schulzeiten, hätten viele Chemiestudierende wahrscheinlich nicht ihren Weg in die Wissenschaft gefunden.

Von solch einer Schlüsselerfahrung mit einem Chemielehrenden kann auch Professor M. Grininger berichten. Er nimmt, nach einer spannenden Führung von Dr. Ferner entlang der NMR-Spektrometer, die Gruppe unter seine Obhut. Zuerst berichtet der gebürtige Österreicher von seinem Weg in die Chemie, der alles andere als linear verlief. Genau das zeigt jedoch, dass so viele Wege zur Chemie führen können. So lange Interesse da ist, wird man immer seinen Platz finden.
Herr Griningers Begeisterung liegt vor allem bei der Gentechnologie. Sein aktuelles Projekt beschäftigt sich mit der Synthese von Fettsäuren, welche er, zusammen mit seiner Arbeitsgruppe, versucht weiterzuentwickeln. Dazu benötigt man, selbstverständlich, Labore.

Ebendiese dürfen dann auch, ausgestattet mit Laborkittel, besichtigt werden. Sofort fällt auf, dass diese Labore kein Vergleich zu den „Schullaboren“ sind. Alles ist zugestellt mit Fläschchen und Dosen, hauptsächlich gefüllt mit Lösungen. Auch eine gerade frisch gezüchtete, noch wachsende Bakterienkultur bekommen wir zu sehen. Faszinierend ist bei der Besichtigung, wieviel selbständig in der Universität erledigt werden kann. Diese größtenteils vorliegende Unabhängigkeit der Lerngruppen, da die meisten benötigten Geräte vor Ort sind, ist beeindruckend und spricht ebenfalls für die Fortschrittlichkeit der Goethe-Universität.

Schon bei der vorigen Führung ist folgendes aufgefallen. Gerade in Zeiten, in denen Umweltschutz an Bedeutung gewinnt, ist es umso wichtiger, auf knappe Ressourcen zu achten. So fängt man am Riedberg-Campus sein benutztes Helium auf, um es wiederverwenden zu können. Helium ist nämlich für viele Prozesse und Maschinen von großer Bedeutung und leider auch ein knappwerdendes Gut. Es wiederzuverwenden spart u. a. auch Geld, welches in der Forschung leider auch eine wichtige Rolle spielt. So wird uns ebenfalls die große Bedeutung der Finanzierung von wissenschaftlichen Projekten vor Augen geführt.

Eine so konzentrierte Besichtigung der Chemie-Institute macht natürlich auch hungrig. Um die volle Uni-Erfahrung zu haben, geht der gesamte Chemie-LK in der Mensa essen und lässt den Tag so gemeinsam ausklingen. Die Truppe von Mädchen, allesamt ausgestattet mit ihrem Chemie-LK-Pulli, zieht dann doch einige Blicke auf sich. Es passiert schließlich nicht alle Tage, dass 12 junge Mädchen die Universität besuchen und das außerhalb der Vorlesungszeit.
Wie wichtig es ist, dass besonders Frauen im naturwissenschaftlichen Bereich zusammenhalten, zeigt dann auch Frau Professor B. Bachmeier. Sie spricht uns beim Essen in der Mensa an und fragt, wo wir denn herkämen. Die Pharmazeutin ist begeistert von unserer Schule und bietet anschließend an, dass wir Sie ebenfalls besuchen könnten. Leider ist dies zeitlich nicht mehr möglich, doch es gibt ja immer ein nächstes Mal.

Kontakte knüpfen ist, besonders in der Wissenschaft, sehr hilfreich und wichtig. Umso dankbarer sind wir deshalb über die tollen Einblicke, die wir an diesem bildenden Uni-Tag erhalten durften. Es zeigt einem wie „real“ der Unterrichtsstoff ist, mit dem wir uns fünf Stunden die Woche beschäftigen. So kurz vor dem Abi ist das eine Bestätigung, die guttut. Wir sind bereit, für das was kommt und können, besonders nach unserem Exkurs, voller Freude auf die Studienzeit blicken.

Bericht von Amelie Niksch (Q4)