Mit der Q2 nach Weimar

Impressionen von der Historiker*innenfahrt der Q2 nach Weimar

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Weimar – Stadt der Klassik und der Demokratie

Weimar – Stadt der Klassik und der Demokratie. So haben die meisten von uns diese Stadt eingeordnet und abgespeichert.

Doch in nicht einmal acht Kilometern Entfernung liegt die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Wie passt das zusammen? Und passt das zusammen? Dieser Frage ging die Q2 im Rahmen einer zweitägigen Fahrt, die von der Jakob-Kaiser-Stiftung organisiert und finanziell unterstützt wurde, nach.

Nachdem wir uns schon um vor sieben Uhr morgens am Bahnhof in Königstein mit unseren Geschichtslehrerinnen Frau Budimir, Frau Gerlach und Frau Röhl getroffen hatten, kamen wir gegen elf Uhr in Weimar an, wo wir erstmal ein wenig Zeit hatten, um auf eigene Faust die Stadt zu erkunden.

Nachmittags fuhren wir dann hoch auf den nahegelegenen Ettersberg zur Gedenkstätte Buchenwald. Dort wurden wir von Referent*innen der Stiftung und Gedenkstättenpädagogen erwartet, die uns in kleinen Gruppen über das weitläufige Gelände führten und uns von den historischen Geschehnissen berichteten. Über die Schrecken der Herrschaft der Nationalsozialisten zu erfahren und zu hören, wie die SS-Soldaten mit den Häftlingen umgingen, hat uns sehr nachdenklich gestimmt. Gerade die Verbrennungsstätte, in der heute viele Gedenktafeln an die Opfer erinnern, war sehr bedrückend und hat einige zu Tränen gerührt. Auch die Hierarchie innerhalb der Häftlinge, die von der SS etabliert und gnadenlos zum Machterhalt genutzt wurde, hinterließ bleibende Eindrücke. Durch diese Rangordnung erreichte die Bewacher, dass sich Häftlinge, die sich ja alle in der gleichen Unrechtssituation befanden, dennoch gegenseitig verrieten und gegenseitig Leid zufügten, da das Lagerleben die Menschen bis auf ihre Instinkte zurückwarf – es galt um jeden Preis zu überleben.

Besonders perfide erschienen uns auch die Überreste eines Tierparks, der direkt neben dem Häftlingslager eingerichtet worden war und den Familien von SS-Soldaten zeigen sollte, dass Menschen, die nicht zur „Arischen Rasse“ gehörten, genauso weggesperrt gehören wie gefährliche Tiere, zum Beispiel Bären. Umgekehrt wurden die Häftlinge durch diesen Zoo täglich gedemütigt, da die Tiere besser behandelt worden sind als sie selbst. Diese Haltung spiegelt sich auch in der Inschrift des Lagertors, die in Richtung der Häftlinge auf dem Appellplatz “Jedem das Seine” höhnte.

Bevor es dann zum gemeinsamen Abendessen zurück in die Stadt ging, besichtigten wir das Mahnmal auf der südlichen Seite des Ettersberges, das in den 1950er Jahren und somit von der damaligen DDR gebaut worden ist. Die Anlage allein ist ein historisches Zeugnis des Umgangs mit Geschichte, denn das Mahnmal rückt neben den Qualen im Konzentrationslager v.a. den Widerstand der kommunistischen Gefangenen in den Vordergrund – und verschweigt damit die vielen anderen Opfer und auch die Zeit des sowjetischen Speziallagers, als das das Gelände nach dem II. Weltkrieg genutzt wurde. Es ist Europas größte Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus und vermittelt, wie Architektur zur politischen Beeinflussung ge- und missbraucht werden kann.

Der nächste Tag begann mit allgemeinen, aber sehr interessanten Stadtführungen in Weimar, . Durch starken Sonnenschein und über dreißig Grad Außentemperatur war es sehr kräftezehrend und dies vertrugen leider nicht alle gut. Doch trotzdem konnten wir viele bedeutsame Orte in Weimar sehen: die Goethe-Häuser, Schillers Wohnhaus, das Nationaltheater, in dem die Verfassung der Weimarer Republik ausgearbeitet wurde, den Platz der Republik und die Bauhaus-Universität. Wir waren beeindruckt von der Geschichte Weimars, die die letzten 300 Jahre deutscher Geschichte wie in einem Brennglas bündelt.

Um die Mittagszeit herum hatten wir Themenführungen im Goethe-Haus, im Schiller-Haus, zu den Bildern von Lucas Cranach in der Anna-Amalia-Bibliothek, den Frauen der Weimarer Republik im Haus der Weimarer Republik, in der eine interaktive Ausstellung die spannende Geschichte der ersten deutschen Demokratie veranschaulichte. Nach einer Reflexionsrunde mit den Referenten der Jakob-Kaiser-Stiftung, mit denen wir versuchten, Antworten auf die Frage “Was haben uns Weimar und Buchenwald heute noch zu sagen?” zu finden, ging es zurück nach Königstein.

Wir hatten zwei sehr interessante Tage in Weimar und Buchenwald, in denen wir sehr viel Neues über verschiedenste zeitliche Epochen erfahren konnten. Allerdings hätten wir gerade für die wunderschöne, lebhafte Stadt, die auch durch die Studenten der Hochschulen für Musik und Architektur geprägt ist, mehr Zeit benötigt und wären gerne noch länger geblieben.

Ariane Baecker, Anna Becker (Q2)