Trialog an der SAS

Trialog an der St.- Angela-Schule Königstein: Leben im Kloster und TubiSchewat

Seit fast zwei Jahren hatte es, coronabedingt, an der St-Angela-Schule keinen Trialog der Kulturen mehr gegeben. Wiederbelebt wurde diese allseits beliebte Tradition bereits im Dezember letzten Jahres, als alte und neue Mitglieder des Trialogs in der Frankfurter Westend-Synagoge mit der jüdischen Gemeinde Chanukka feiern durften. Am Montag, den 6. Februar wurden nun wir, die Trialoger*innen der SAS, Gastgeberin für die jüdische Schule.

Nachdem die jüdischen Schüler*innen aus Frankfurt gegen 9.30 Uhr Königstein erreicht und sich alle im Bistro versammelt hatten, ging es für die jüdisch-christliche Gruppe nach einer kurzen Vorstellungs- und Fragerunde in das Kloster auf dem Schulgelände.

Der Aufenthalt im Kloster wurde durch eine Besichtigung der Klosterkirche eröffnet. Darauf begann ein Gespräch mit den Ursulinen, in dem alle Fragen direkt an die Ordensschwestern gestellt werden konnten. Und es wurden reichlich Fragen gestellt. Zwar waren die SAS-Schülerinnen auch am Leben im Kloster interessiert, aber wir waren viel überraschter von dem offenen Umgang der jüdischen Schüler*innen mit den Ordensschwestern. Die drei Ursulinen haben geduldig alle Fragen beantwortet, von „Wie haben ihre Eltern auf den Einzug ins Kloster reagiert“ bis zu der Aufforderung „Können wir mal gegeneinander Basketball spielen“? Die Schüler*innen waren neugierig und viele wussten scheinbar vor dem Besuch unserer Schule kaum etwas über das Leben im Kloster.

Immer wieder verwiesen die Ordensschwestern auf die Gemeinsamkeiten von Christen- und Judentum. Auch im weiteren Verlauf dieses Tages wurde diese Verbindung deutlich:

Der 6. Februar, an dem wir uns trafen, war ein jüdischer Feiertag, das jüdische Neujahrsfest Tu biSchevat. Jedes Jahr wird im Rahmen jenes Festes ein Baum gepflanzt, da an diesem Feiertag jährlich von den Juden der „Geburtstag der Bäume“ zelebriert wird. Jener Tradition folgend, hat sich die (in diesem Jahr leider „nur“-) Dialog-Gruppe im Schulgarten getroffen, um ein kleines Bäumchen zu pflanzen. Der die jüdische Gruppe begleitende Lehrer erklärte nicht nur den Sinn jener Tradition, sondern verwies auch darauf, wie besonders es sei, dass eine Gruppe katholischer und evangelischer Christinnen gemeinsam mit jüdischen Schüler*innen festlich eine jüdische Tradition beginge. Junge Christen und Juden, die im Sinne des Trialogs von-, mit- und übereinander lernten, legten somit den Grundstein für eine friedliche Koexistenz der zwei Religionen, die doch so lange in einer Feindschaft gelebt hätten, die dem Wesen der beiden Religionen zutiefst widerspräche. Es läge nun an auch uns jungen, begeisterungsfähigen Trialoger*innen, in die Fußstapfen derer zu treten, die sich für einen Dialog unter den Religionen stark gemacht hätten. Gemeinsam sollten wir den für sie bereiteten Weg weitergehen.

Jene Ansprache im Hinterkopf, trafen sich alle Trialog-Mitglieder zu einem Abschluss abermals im Bistro:

Wir durften eine weitere Tradition des Tu biSchevat kennenlernen. Nachdem die Lehrerin der jüdischen Schule zunächst das Fest und alles Folgende erläutert hatte, wurden Teller, gefüllt mit den verschiedensten Früchten, herumgereicht. Jede*r sollte eine Frucht auswählen, die er im neuen Jahr noch nicht gegessen hatte, damit man über sie den Segensspruch שהחינו Schehechejanu, zu deutsch ‚Der uns am Leben erhalten hat‘, sagen kann. So wurden die von uns verzehrten Früchte gesegnet und der Brauch, Früchte aufzutragen, mit denen das Land Israel gesegnet worden war, erläutert.

Das traditionelle gemeinsame Mittagessen musste dieses Mal leider ohne die jüdischen Schüler*innen und ihre Lehrkräfte stattfinden. Diese mussten zum Bahnhof eilen, während die SAS-Schülerinnen über einem Mittagstisch Zeit hatten, ein wenig zu konferieren und den Vormittag zu reflektieren. Immer wieder klang dabei an; dass es viel Überraschung darüber gab, wie fremd die zwei Religionen einander scheinbar immer noch sind, und dass einige jüdische Schüler*innen ebenso unvertraut mit unseren christlichen Bräuchen sind, wie wir mit den ihren.

Einer der Schüler hat mir erzählt, dass sie dachten, wir lebten in Höhlen und trügen alle irgendwelche Uniformen,“, berichtete eine Schülerin.

Aber ihr seht ja alle ganz normal aus“, habe er ergänzt.

Eine Situation an diesem Trialog-Tag, die ein Paradebeispiel dafür ist, wie leicht es sich doch mit Vorurteilen aufräumen lässt!

Charlotte Diehl