Deutsche SchülerAkademie

Erfahrungsbericht Deutsche SchülerAkademie 2021

von Juliane Pfeilsticker, Q3

Im August 2021 hatte ich das große Glück, an einem Kurs der Deutschen SchülerAkademie teilnehmen zu können. Dort habe ich nicht nur unheimlich viel über das Thema „Orientalismus“ gelernt, sondern auch tolle Menschen getroffen und neue Erfahrungen gesammelt.

Nachdem ich von der Schule vorgeschlagen worden war, konnte ich zunächst aus einem vielfältigen Angebot Kurse wählen. Von „moderner Kryptographie“ über „Gerechtigkeit – Was ist das eigentlich?“ bis „Komik auf die Bühne bringen“ war wirklich alles dabei. So fiel es mir zunächst schwer, aus den über 100 interessanten Themen fünf auszuwählen und diese dann noch in eine Rangliste zu bringen. Letztendlich habe ich mich für den Kurs „Wir und die Anderen: Orientalismus früher und heute“ entschieden und Anfang Mai glücklicherweise die Zusage dafür erhalten.

Kurz darauf kamen auch schon die Kontaktdaten der anderen Teilnehmenden sowie ein netter Willkommensbrief der Kursleitenden Annkatrin und Jan. Zusätzlich erhielten wir einen Reader mit 90 Seiten, den wir bis zu Beginn des Kurses lesen sollten. Darin enthalten war ein Auszug aus „Der Westen und der Rest“ von Stuart Hall sowie der Anfang des Buches „Orientalismus“ von Edward Said. Meine Vorfreude auf den Kurs stieg mit jeder Seite!

Am Donnerstag der zweiten Ferienwoche ging es dann endlich los. Wegen der Corona-Pandemie fanden die Kurse diesen Sommer nicht wie sonst in Präsenz, sondern in einem einwöchigen, digitalen Format statt. Das war zwar schade, jedoch hat sich trotz der Bildschirme eine gute Kursdynamik entwickelt.

Den Anfang machten einige Gruppen- und Kennlernspiele und wir bekamen die Gelegenheit, uns auch in Breakout-Rooms zu zweit oder zu dritt zu unterhalten. Zusätzlich hatten Annkatrin und Jan einen Einstieg in das Thema vorbereitet, bei dem wir auch unsere Erwartungen, Wünsche und Ängste formulieren konnten.

In den nächsten Tagen folgte die tiefergehende Textarbeit. In Gruppen haben wir uns auf einzelne Aspekte des ersten Texts konzentriert wie beispielsweise den Zusammenhang von Diskurs und Macht oder die Repräsentation des „Anderen“. In den zugelosten Breakout-Rooms haben wir zum jeweiligen Thema eine Präsentation erstellt, um unseren Aspekt später den anderen in der großen Gruppe vorzustellen. Obwohl wir alle räumlich mehrere hundert Kilometer entfernt waren, haben die Gruppenarbeiten gut geklappt. Jede*r war konzentriert und motiviert und wir haben eine App genutzt, bei der alle gleichzeitig arbeiten konnten.

Sonntag war der kursfreie Tag. Da zufällig auch noch andere Teilnehmende aus der Nähe von Frankfurt kamen, haben wir beschlossen, uns an dem Tag zu fünft in der Stadt zu treffen. Obwohl wir uns nicht alle kannten, hat sich schnell eine lockere Atmosphäre aufgebaut und wir hatten viele Gesprächsthemen und Gemeinsamkeiten.

Ab Montag haben wir uns dann im Kurs intensiv mit dem Text von Edward Said beschäftigt. Zusätzlich zu ihrer Präsentation hatte jede Gruppe eine Diskussionsfrage formuliert, über die wir ausführlich diskutierten. Dabei freuten sich Annkatrin und Jan jedes Mal über die vielfältigen Ideen und Anregungen von uns Teilnehmenden.

An einem Nachmittag haben wir das Humboldt-Forum in Berlin kritisch unter die Lupe genommen. Dort werden 20.000 Ausstellungsstücke aus der ganzen Welt gezeigt. Diese stammen aus Afrika, Asien, Amerika und Australien und wurden größtenteils in der Kolonialzeit von den Deutschen erbeutet. Heute, 120 Jahre später, ist die Diskussion, was davon an die Geschädigten zurückgegeben werden muss, in vollem Gange.

Am letzten Tag haben wir uns mit orientalistischen Denkmustern in der Gegenwart auseinandergesetzt. Egal ob in der Teewerbung, in Musikvideos oder in Filmen – orientalistische Klischees lassen sich überall wiederfinden. So wurde uns am Ende des Kurses nochmal deutlich bewusst, wie wichtig es ist, eigene Denkmuster immer wieder zu hinterfragen und diese noch immer präsenten Stereotype zu durchbrechen.

Neben der Kursarbeit gab es jeden Abend die Möglichkeit, in sogenannten kursübergreifenden Aktivitäten Teilnehmende aus anderen Kursen kennenzulernen. Nach eigenen Interessen konnte man sich verschiedenen Online-Räumen zuordnen. Dort gab es beispielsweise einen Debattier-Club, einen Geek-Club, Türkisch für Anfänger*innen oder eine Gebärdensprachen-Selbstlerngruppe. An einem Abend konnten wir uns auch einen Vortrag über die Hintergründe des Nahostkonflikts anhören, an einem anderen Abend haben wir ein digitales Krimidinner veranstaltet.

Die Woche ging wie im Flug vorbei. Obwohl alles digital war, wurde es nie langweilig und ich bin froh, dass ich diese tollen Erfahrungen machen durfte. Mein Dank gilt Annkatrin und Jan für die tolle Kurszeit und die vielen thematischen und persönlichen Anregungen. Auch danke ich der Schule, die mich für die Deutsche SchülerAkademie vorgeschlagen hat.